Samstag, 10. September 2016

Rebellieren oder beten?

Die Muslime haben in der jüngsten Zeit viele einzelne Bewegungen geformt, die die Motivation haben, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen, indem man rebelliert oder Aufstände verursacht oder andere Methoden anwendet, mit denen man einem Unterdrücker-Regime die Stirn bieten möchte.

Diese Einstellung gab es schon öfter in der Geschichte und wenn wir uns ein wenig in historische Details hineinbegeben, so sehen wir, dass keine Rebellion oder Revolution wirklich etwas gebracht hat. Sogar die hochgelobte Französische Revolution war schmutziger, grausamer und chaotischer als gerne dargestellt werden möchte.

Das Problem, was sich bei den Muslimen heutzutage zeigt, ist die Tatsache, dass sie denken, dass ihre eigene Hand sehr viel verursachen könnte. Dieses Problem haben wir bereits in einem früheren Beitrag besprochen und dazu folgenden Vers erwähnt:

"Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allāh hat sie getötet. Und nicht du hast (den Pfeil) geworfen, sondern Allāh hat (den Pfeil) geworfen. Auf dass Er den Gläubigen damit einer schönen Prüfung unterzieht. Gewiss, Allāh ist Allhörend (Samīʿ), Allwissend (ʿAlīm)."(Sūrah al-ʾAnfāl - Vers 17)

Daher ist es zumindest eine Überlegung wert, dass wir versuchen zu verstehen, wie Wirkung überhaupt entsteht. Wenn Wirkung entstehen soll und eigentlich Allāh alles erledigt, warum sollten wir dann überhaupt etwas tun? Könnte man sich fragen. So einfach ist das aber nicht. Man soll schon etwas tun, aber zwei Bestandteile der Rechnung beachten:

1. Bewusstsein: Das Bewusstsein vor Handlungen muss so ausgelegt sein, wie Allāh es in dem oben erwähnten Vers beschreibt. Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass jede Tat nur deshalb eine Wirkung erzielen kann, weil Allāh es so bestimmt. Dies fehlt uns. Wir halten nicht mehr daran fest, dass Allāh etwas erzielt. Vielmehr sind wir, wie bereits erwähnt, immer darauf bedacht, dass wir von uns selbst viel Wirkung erwarten. Dieser wichtige Bestandteil des Gottesvertrauens (Tawakkul) fehlt bei den meisten Muslimen.

2. Richtige Handlung: Um die im ersten Punkt erwähnte Wirkung erzielen und erreichen zu können, müssen wir wissen, wie wir mit unserem Herren zu handeln haben, damit er uns eine Wirkung gewährt.

Und dafür schauen wir auf die Worte des umfangreich Gewährenden (Al-Bāsiṭ) im Qurʾān:

"Und es glaubten Musa nur junge Leute aus seinem Volk, trotz ihrer Furcht vor dem Pharao und der seiner Heerscharen - davor, dass er sie in eine Versuchung bringt. Pharao war ja überheblich im Land und gehörte wahrlich zu den Maßlosen.

Und Mūsā sagte: "O mein Volk, wenn ihr wirklich an Allāh glaubt, dann verlässt euch auf Ihn, wenn ihr (Ihm gegenüber) Ergebene seid."

Sie sagten: "Auf Allāh verlassen wir uns. Unser Herr! Mache uns nicht zu einer Versuchung für das Volk der Ungerechten - und errette uns durch deine Barmherzigkeit von dem ungläubigen Volk!" "(Sūrah Yūnus - Verse 83 -86)

Soweit so gut. Die Gefolgsleute Mūsās werden also unterdrückt und sie bitten ihren Herrn um Beistand und Hilfe. Was mag unser geliebter Herr nun für einen Vorschlag geben? Rebellion? Aufstand? Posten von emotionalen Facebook-Beiträgen? Nein...

Der Beistehende (Al-Waliyy) sagt als Antwort auf die Bittgebete folgendes:

"Und wir gaben Mūsā und seinem Bruder ein: "Weiset eurem Volk in Ägypten Häuser zu und macht eure Häuser zu Gebetsstätten und verrichtet das Gebet. Und verkünde den Gläubigen frohe Botschaft." "(Sūrah Yūnus - Vers 87)

Macht eure Häuser zu Gebetsstätten? Aha? Und was soll das bringen? Davon wird ja kein Diktator/ungerechter Herrscher gestürzt. - Denken sich diejenigen, die kein Vertrauen auf ihren Herrn haben und nicht daran glauben, dass Allāh der Verwalter aller Dinge ist. 

Das ist unser Problem. Wir denken immer, dass wir unmittelbare Wirkung erzielen müssen. Aber nein. Vielmehr müssen wir erst unsere Häuser zu Gebetsstätten machen und dadurch Allāhs Wirkung "erkaufen" und daraufhin werden unsere Handlungen eine Wirkung erzielen können. Manchmal müssen wir nicht einmal handeln und Allāh lässt die Ungerechten von selbst zugrunde gehen. Aber dafür müssen erst einmal die Muslime aufwachen und diese Prinzipien einhalten.

So verrichtet das Gebet und entrichtet die Pflichtabgabe (Zakāh) und haltet an Allāh fest. Er ist euer Schutzherr. Wie trefflich ist doch der Schutzherr (Al-Mawlā) - und wie trefflich ist der Helfer (An-Naṣīr)!" (Sūrah al-Ḥaǧǧ - Vers 78)


Das Problem bei den Meinungsverschiedenheiten im Fiqh

Kamāl ad-Dīn al-Udfuwī¹ (gest. 747 n.H.): „Bei den umstrittenen Rechtsfragen (masāʾil al-ḫilāf), zu denen kein spezifischer und definitiver ...